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Nummer | 1849.1 |
G�ltigkeitszeitraum | 01.11.1849 - 31.08.1864 |
1500 CHF | |
712,50 CHF | |
345 CHF | |
2400 CHF | |
4350 CHF |
Ein Unikat aus der Larisch - Sammlung, eine in der Form gehaltene Nr. 1 in perfekter Druckqualität
I. Geschichte
Wegen der allgemeinpolitischen Lage des Jahres 1849, die von sozialen Unruhen, militärischen Einsätzen und ökonomischen Problemen belastet war, verzögerte sich die Einführung von Briefmarken in Bayern deutlich.
Das Reglement vom 1.7.1849, abgestimmt auf 3 Marken zu 1, 3 und 6 Kr., wurde zwar rechtzeitig eingeführt, die dazu vorgesehenen Marken jedoch waren nicht fertig geworden.
So dauerte es bis zum 1.11.1849, einem Feiertag in Bayern, ehe man Bayerns Dreigestirn an die Postschalter brachte, und die berühmteste von ihnen ist die Schwarze Eins.
Die Probleme mit der Herstellung lagen in der mangelhaften Qualität der vorhandenen Werkstoffe, die eine gewünschte hohe Auflage nicht zuließen. Die im Stereotypieverfahren hergestellten Urplatten 1 und 2 (beide fallen unter die 1I) bestanden aus je 180 Stöckeln, die in 4 Bögen à 45 Marken aufgeteilt waren. Man hatte sicherheitshalber 400 Abzüge vom Urstöckel anfertigen lassen und also nur 360 Druckstöckel "arbeiten" lassen.
Wegen des hohen Verschleißes konnten nur etwa 2000 Bögen gedruckt werden, was eine Auflage von ca. 360.000 Stück entspricht. Die Gesamtauflage soll 832.500 Stück betragen haben, was ich für wenig wahrscheinlich halte, da diese Zahl nicht durch 360 teilbar ist.
Nach erfolgter Härtung wurde die erste neue Druckplatte hergestellt und mit ihr praktisch identische Marken weitergedruckt.
Als auch diese Belastung zu groß für das druckende Material wurde, nahm man die 360 Stöckel, reinigte sie, schliff sie wenige hundertstel Millimeter plan und unterzog sie nach Leo Schöninger einer galvanischen Härtung, so dass wir nun von der sog. 2. Platte sprechen (die eigentlich die 3. Zusammenstellung war!).
Geläufigerweise wird nur zwischen der 1. Platte und der 2. Platte unterschieden, weil die Unterschiede der beiden Auflagen der 1. Platte kaum sichtbar sind.
Die Nr. 1 wurde nie zurückgezogen, sondern, wie alle anderen Marken ihrer Zeit und Ausgabe, zum 31.8.1864 ungültig.
Abgelöst wurde sie sukzessive durch die rosa 1 Kr. Marke, die zum 1.10.1850 zwar angekündigt wurde, aber erst im November 1850 an ganz wenigen Schaltern überhaupt verfügbar war. Erst ab 1851 wurde die Nr. 1 so allmählich verdrängt.
Restbestände konnten noch umgetauscht werden gegen die 1 Kr. rosa oder gelb von 1862 - damals dürften aber kaum Bestände da gewesen sein, so dass dieser für heutige Verhältnisse schlechte Tausch nur in ganz wenigen Fällen vorgenommen wurde.
II. Platten
Den schleichenden Verfall der frühen Platte zeigt das obige Bild, eine 1. Platte aus 254 Otterberg, deren rechter Rand nicht der vorgeschriebenen Druckqualität entsprach.
Im Juni 1850 kam dann die Marken der galvanisch gehärtete Platte 2 an die Schalter.
Ihr Markenbild ist klarer und wegen des Abschliffs der druckenden Teile etwas breiter, auch ist die linke untere 1 im Eckkästchen praktisch immer mit Druckfarbe ausgefüllt. Auch der Fuß (die linke Serife) der großen Eins ist jetzt gut zu erkennen und komplett ausdruckend.
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Platte 1 |
1000 € |
475 € |
230 € |
1600 € |
2900 € |
Ein schönes Stück in bester Druckqualität aus 309 = Schongau.
Ein seltenes Randstück aus 237 Neustadt an der Saale.
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Platte 2 |
4500 € |
2150 € |
1350 € |
1900 € |
4250 € |
III. Probedrucke
Wie bei jeder Marke wurden Einzelabzüge und Probedrucke hergestellt, um zu sehen, wie sich die Marke tatsächlich präsentierte.
Ein Probedruck mit senkrechtem Seidenfaden in rot, von dem wohl nur 1 Bogen hergestellt wurde. Alle anderen Marken haben keinen Seidenfaden, im Gegensatz zu allen sonstigen geschnittenen Bayernmarken.
Ein Probedruck in blau, der eigentlichen Farbe der 3 Kr. Marke, von dem auch nur ein Bogen gedruckt worden sein soll.
Ein Probedruck in rötlich-violett, einer vergleichbaren Farbe zur 6 Kr. Marke, von dem auch nur 1 Bogen gedruckt worden sein soll.
Dass zu Beginn nicht alles perfekt lief, zeigt uns obiges Bild, ein Makulaturstück eines Andruckbogens, bei dem 4 weitere Marken auf der eigentlichen Marke überdruckten. Diese Stücke wurden erst viel später aus den Akten des Ministeriums den Sammlern zugänglich gemacht und kommen daher, wie alle Probedrucke und Andruckproben, niemals gestempelt vor.
IV. Druckbögen/Einheiten
Eine Bogenecke der 1. Platte, die noch dazu oben links einen der zahlreichen Plattenfehler aufweist, den man auch auf der 2. Platte finden kann. Dieses Beispiel dient dazu, einen Eindruck von den damaligen Platzverhältnissen zu geben.
Ein Viererblock mit den dicken Trennlinien senkrecht und den feinen waagrecht, die für die Postkunden und Expeditoren gedacht waren, die mit sicherer Hand die Schere führen mussten. Dieses Beispiel zeigt die räumlichen Verhältnisse im Inneren eines Druckbogens.
Ein Viererblock aus der rechten unteren Bogenecke, dessen Trennungslinien - im Gegensatz zu späteren Markenausgaben Bayerns - noch völlig gerade verliefen.
Ein waagrechter Fünferstreifen, die größte waagrechten Einheit. Die größte senkrechte Einheit wäre ein Neunerstreifen.
Einheiten der 1. Platte sind bekannt als Paar (senkrecht seltener als waagrecht), wie hier von Landshut mit dem Stempel 175 zu sehen ist. Wie man an dem rechten oberen Rand erkennen kann, stammt es aus der rechten oberen Bogenecke.
Paare sind wesentlich seltener verwendet worden als einer der hier abgebildeten Dreierstreifen, denn 2 Kreuzer - Frankaturen gab es kaum einmal.
Die größten Einheiten sind jedoch Sechserstreifen (auch auf Brief vorkommend) und der einzige Sechserblock eines Briefes von Straubing nach Eichstätt, der museal ist und einen siebenstelligen Wert repräsentiert.
V. Entwertungen
Die Entwertungen der Platte 1 waren vielfältig und können hier nicht vollständig aufgezeigt werden. Die damals üblichen vormarkenzeitlichen Stempel, die ursprünglich nur der Datums- und Ortsstempelung der Briefe dienten, waren in schwarzer Farbe so auf jeder Marke abzuschlagen, dass man sie deutlich sehen konnte und eine Wiederverwendung der Marke auszuschließen war.
Ein Zweikreisstempel von Nürnberg (fälschlicherweise auch OPD- oder OPA - Stempel genannt), vom 28.5.1850.
Der Halbkreisstempel von Vilshofen
Eine Marke aus Markt - Erlbach, die mit dem ab 1.8.1850 eingeführten geschlossenen Mühlradstempel 198 entwertet wurde.
Besonderheiten und Ausnahmen gab es in Bayern aber immer: Hier wurde die Marke mit einem Chargé - Stempel und einem Federkreuz entwertet, was stempelmäßig nicht erlaubt war. Solche Stücke blieben nur in geringer Zahl erhalten und kosten üblicherweise wesentlich mehr, als es eine regulär gestempelte Marke würde.
VI. Verwendungen
Die Verwendung schwarzer Einser war gedacht für
a) Drucksachen und
b) Ortsbriefe.
Da Ortsbriefe aus der Vormarkenzeit Seltenheiten darstellen, war ihre hauptsächliche Verwendungsform die Drucksache, wofür bis 16.66 g = 1 Loth, eine Marke innerhalb Bayerns ausreichte.
Die Verwendung einer 1. Platte auf einer grünen Drucksachen - Schleife von München am 2.12.1849 nach Würzburg. Da bei derlei Versendungen die Marke gerne zur Fixierung der Adress - Schleife mit dem gedruckten Inhalt genutzt wurde, und der Empfänger zum Lesen der Drucksache das Streifband entfernen musste, wurden viele Einser zerrissen und damit für den Sammlermarkt verloren.
Waren sie nur auf der gefalteten Drucksache verklebt worden, warf man diese nach Lesens üblicherweise weg, so dass auch daher ein Großteil der Bestände in den Abfalleimer wanderte.
Drucksachen kosteten je Loth 1 Kr. und ihr Maximalgewicht war auf 4 Loth festgesetzt, so dass es auch Drucksachen mit 2, 3 oder gar 4 Marken gab. Diese sind allesamt sehr selten und eine 4 Kr. Frankatur würde mindestens im mittleren 5stelligen Bereich anzusiedeln sein.
Auch Briefe bis 1 Loth im Ort kosteten nur 1 Kr., so dass diese Verwendnung etwas seltener vorkam, aber durchaus keine Rarität darstellt.
Wog nun ein Ortsbrief über 1 bis maximal 4 Loth, dann musste der Absender bei gewünschter Frankierung zwei Marken aufkleben, was sehr selten war und nur in ganz wenigen Fällen erhalten blieb.
Verwendete man statt einer Marke zu 3 Kr. drei zu einem Kr., so war das nichts besonderes, auch wenn der optische Reiz hervorragend sein kann.
Ein veritables Unikat - einen Zwölferblock mit Kehrdruck aus der Bokersammlung, dessen Verkaufspreis auch in einem Häuschen hätte investiert werden können. Beim Druck war wohl ein Stöckel herausgerutscht und beim Einsetzen und Fixieren hatte man wohl nicht für die rechten Lichtverhältnisse gesorgt, so dass man es kopfstehend einfügte. Man hat es aber wohl bald gemerkt, denn gebrauchte Einheiten mit dieser Weltrarität gibt es nicht und lose wäre ja nichts beweisbar.
Eine Besonderheit , eine 1. Platte auf Brief vom 20.2.1858, innerhalb Regensburgs gelaufen mit dem offenen Mühlradstempel 418. Sind schon offene Mühlräder größte Seltenheiten, ist ein Ortsbrief mit solch einer Entwertung für die meisten Sammler unbezahlbar. Dieser kostete 2007 60.000 Euro, denn jeder hätte ihn gerne gehabt.
Einer der schönsten Briefe Bayerns, der einen Sondertarif zwischen Au und München, für den die gewöhnliche Rate nur einen Kr. betrug, aber hier, weil er über 1 bis 4 Loth wog, 2 Kr. zu zahlen waren, zeigt.
Zu alle dem war er noch eingeschrieben, was 6 weitere Kr. kostete, so dass wir hier eine einmalige 8 Kr. Frankatur vor uns haben, mit einem Traumpaar der 2. Platte.
VII. Preise
Wie bei allen Bayernmarken der Klassik ist das Aufzählen von Katalogpreisen wenig ergiebig. Man kann ungebrauchte 1. Platten für 150 Euro kaufen (Knochen) und für 3000 Euro (postfrische Bogenecken).
Man kann eine gestempelte 1. Platte für 300 Euro kaufen (wieder ein Knochen), oder für 4000 Euro (wieder Bogenecken).
Ein Ganzstück kann 500 Euro kosten (3. Wahl) oder 15.000 Euro (Fingerhutstempel in Luxus).
Es gibt zwar keinen Ersttagsbrief der 1. Platte, aber es gibt eine lose Marke aus Nürnberg mit dem Zweikreisstempel vom 1.11.1849.
Alle hier angegebenen Preise sind Werte von Marken/Belegen in durchschnittlicher Erhaltung ohne besondere Abstempelungen.
Die Werte von Belegen unterscheiden sich danach, ob es sich um Ortsbriefe oder Drucksachen handelt.
Beleg mit 1. Platte auf Ortsbrief 3000 €, auf Drucksache 2.800 €.
Beleg mit 2. Platte auf Ortsbrief 4500 €, auf Drucksache 4.000 €.
VIII. Fälschungen
Es gibt auch viele alte und moderne Fälschungen, so dass man nur wenn man ein ausgewiesener Kenner der Materie ist, auch ohne Attest kaufen sollte.
Verfälschungen kommen auch vor, hauptsächlich in dem man den postalisch vorgeschriebenen Federzug chemisch oder manuell entfernte, um eine vermeintlich optisch attraktivere Marke (oder Brief) zu schaffen.
Diese Gedanken sind grottenfalsch, denn wer eine entwertete Marke chemisch verändert, ruiniert diese, und ernsthafte Sammler schauen sie nicht mehr an - egal zu welchem Preis sie angeboten werden.
Nur auf der 1. Platte gibt es Falschstempel, da die Marke ungebraucht wesentlich günstiger ist, als schön entwertet.
IX. Danksagung
Mein Dank gilt dem Auktionshaus Deider, das freundlicherweise seine Bilddateien zur Veröffentlichung überlassen hat: http://www.deider-auktionen.de/