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Nummer 1862.1
G�ltigkeitszeitraum 01.10.1862 - 31.12.1869
Postfrisch 100 �
Postfrisch ohne Gummi/mit Falz 50 �
ungestempelt mit Falz 22,50 �
Gestempelt 15 �
Beleg 85 �









 Ein makelloses, postfrisches Stück einer gelben 1 Kreuzer.

I. Geschichte

Mit dem neuen Postvereinsvertrag zum 1.1.1861 sollten sukzessive die Farben der Standardwerte vereinheitlicht werden, so dass man allein daran erkennen können sollte, welche Sendung man vor sich hatte.

Marken für Drucksachen zu 1/3 Groschen bzw. 1 Kr. sollten grün, für einfache Briefe bis 10 Meilen rot, für Briefe über 10 bis 20 Meilen blau und über 20 Meilen braun sein.
 
Die bayerische Markenausgabe vom 1.10.1862 hielt sich zur Hälfte an dieses von Preußen gewünschte Vorgehen, bei dieser Ausgabe konnte man sich aber noch nicht zu einer grünen Ausgabe entschließen. Diese erfolgte erst am 1.1.1867 mit der grünen 1 Kreuzer in Wappenzeichnung.
 

Die Universitätsdruckerei Weiß druckte also im Juli bis August 1862 Bögen mit 90 Marken, unterteilt in je zwei Schalterbögen von 5 x 9 Marken, mit dem Material der 1 Kr. rosa Platte 2.

Die in einer Auflage von 17,6 Millionen hergestellte Marke hatte fast keine Restbestände mehr, als sie zum 1.1.1867 von der Sem - Nr. 14 abgelöst wurde, war jedoch bis zum 31.12.1869 noch gültig.

Trotz der Farbunterschiede, die sich im Laufe der Jahre ergaben (5 Auflagen, die letzte im Sommer 1866), wird die Marke farblich nicht unterschieden. Sie schwankt von hellgelb über zitronengelb, gelb, dunkelgelb, hellorange, orange bis hin zu dunkelorange. Die Farben sind aber sehr empfindlich, so dass eine erstklassige und schonende Aufbewahrung notwendig ist, um sie vor Verfärbungen und Oxidation (Bleisulfidschäden) zu bewahren.

Schwarze Marken sind keine Fehldrucke, sondern durch falsche Lagerung durch Bleisulfidbildung beschädigte Stücke, deren Wert nicht mit dem der Katalogangaben korrespondiert.

 

II. Platten

Type 1. Sehr gut zu erkennen sind die deutlich spitzen Ecken.

Die 1 Kr. gelb wurde praktisch immer mit spitzen Ecken (Type 1) gedruckt, wofür auch die oben erwähnten Katalogpreise gelten, jedoch gab es auch hier eine Ausnahme, die Type 2.

Bei einer Teilauflage wurde dieses ausgetauschte Stöckel auf Feld 1 des linken Teilbogens und Feld 25 des rechten Teilbogens bisher festgestellt. Es gibt auch Marken mit mehreren abschrägten Ecken (niemals alle 4), die aber immer der Type 1 zugerechnet werden, da diese ihre Existenz durch das Einpassen der Stöckel in den Druckbogen verdanken.

 

 Ein sehr seltenes Exemplar der Type 2. Die vier runden Ecken sind zu beachten und als Merkmal herbeizuziehen.

 

Die Type 2 ist ungebraucht extrem selten, so dass gummierte Stücke ca. 1.000 Euro, postfrische auch das Doppelte kosten.
 

Gestempelt dürften bisher etwa 200 Marken bekannt sein - das ist ein vielfaches weniger, als jede Schwarze Eins. Die Preise bewegen sich bei makellosen losen Stücken um die 800 - 1.200 Euro, die wenigen Briefe, die es mit dieser Variante gibt, kosten gut 2.000 - 2.500 Euro.

 

III. Druckbögen/Einheiten

Die größte ungebrauchte Einheit besteht in einem kompletten Bogen von 90 Marken. Gestempelt sind Neunerblock, Achterblock und Sechserstreifen große Seltenheiten, die schon lose hohe vierstellige Werte repräsentieren.

 

Senkrechtes Paar mit dem Versuchsrautenstempel 325 von München, statt des offenen Mühlradstempels.
 
Nur in der Frühzeit des schnell verschlissenen Stempels waren solche Abschläge überhaupt möglich. Auf einem Paar mit vollständigem Abschlag ist es von besonderem Reiz.

 

Sehr selten finden sich Dreierstreifen, die mit Ortsstempeln entwertet wurden. So häufig 1 Kr. - Marken auch mit Ortsstempeln lose sind, so selten sind Einheiten, denn Einheiten stammen fast immer von Fernbriefen und nicht von Drucksachen oder Ortsbriefen. Fernbriefe aber wurden markenmässig fast immer mit dem Mühlradstempel, wie es die Vorschrift war, entwertet.

 

 

Dreierstreifen senkrecht mit sehr seltenem Fingerhutstempel von Weilheim - ein Traumstück, weil schon lose Marken mit dieser seltenen Entwertungsform kaum zu finden sind.

 

Selten sind Einheiten mit geschlossenen Mühlrädern, weil die allermeisten Orte, und vor allem die großen Poststellen, so gut wie immer mit dem offenen Mühlradstempel entwerteten. Schon lose Marken mit schönen geschlossenen Mühlradstempeln sind nicht häufig, Dreierstreifen sind Mangelware, in Luxus sowieso.

 

Häufiger sind da schon Dreierstreifen mit offenen Mühlrädern, auch wenn nicht jede Marke individuell gestempelt wurde. Oft stempelte man nämlich nur 2 mal den Streifen, was nicht so schön aussieht.

 

Eine 6 Kreuzer Frankatur war zwar STandard, aber mit einem Sechserblock wurde sie nur seltenst bewerkstelligt. Als i-Tüpfelchen noch mit dem geschlossenen Mühlradstempel 111 von Erbendorf. Geschlossene Mühlräder sind wesentlich seltener als offene Mühlradstempel oder Ortsstempel.

 

Höhere Frankaturen, also Viererstreifen oder Viererblocks sind sehr selten und stellen in guter Qualität Seltenheiten dar, die unter 1.000 Euro kaum zu erwerben sein werden.

 

Komplettes rechtes Druckbogenteil mit der Type 2 auf Feld 25, wie es nur bei einer teilauflage vorkam. Museales Stück in perfekter Optik. Hierfür gilt dann auch ein Preis von 5500 Euro, da nur wenige Bogenteile erhalten geblieben sind.

 

Zum Versand von der Druckerei zu den Bezirksämtern, die die Marken in Bogentaschen falteten, wurden diese Taschem mit einer Marke auf Bogentaschenpapier gedruckt. Da der Druck für die Bogentaschen immer schwarz war, die Marke aber gelb, sind diese Bogentaschen also schwarz auf gelb gedruckt worden; sie enthielten ursprünglich 50 Blätter a 90 Marken, also total 4.500 Marken! Wenige dieser gesuchten Bogentaschen sind heute noch erhalten; sie kosten, natürlich ohne Inhalt, ca. 300 - 400 Euro. Eine ausgeschnittene Bogentaschenmarke schwarz auf gelb bringt in guter Erhaltung immer noch um die 100 Euro.

 

Bogentasche in perfekter Qualität, die zeigt, dass 90er Bögen (Druckbögen) an die Bezirksämter ausgeliefert wurden.

Der "Controlirt" - Stempel zeigt an, dass von der Druckerei bis zum Bezirksamt alles doppelt geprüft wurde. Leider fehlt heute der damalige Inhalt.

 

IV. Entwertungen

 

 

Ersttagsbriefe sind 2 bekannt - sie werten um die 3.000 - 4.000 Euro. Lose Marken mit diesen Stempeln werten ca. 400 - 500 Euro.

Spezialisten unterscheiden die zahlreichen Entwertungsarten, von denen einige selten sind und teil erhebliche Aufpreise nach sich ziehen:
 
Lose Marke Fingerhut 200 Euro, Einzeiler 300 Euro, Bahnpost B.P. offen 60 Euro und Postablagenstempel 70 Euro. Auf Brief darf man den Faktor 3 - 4 einkalkulieren.

 

Wenn man sich eine bayrische Mischfrankatur malen dürfte, würde sie wohl so aussehen. Wertstufengleich, perfekt gestempelt und ein glasklarer Aufgabestempel. Dazu eine schwungvolle und hübsche Anschrift - fertig ist des Sammlers Traum. Als Untergrenze für so ein Stück dürfte ein Preis von 2500 Euro gelten, wenn überhaupt.

 

Briefstück mit Mischfrankatur, wie es nur wenige gibt. Für solche Qualität ist jede Preisangabe nicht das Maximum.

 

Traumstück der 1 Kreuzer gelb: Ein Brief der 4. Gewichtsstufe von München links der Isar nach München rechts der Isar (Vorstadt Au) mit Duplexentwertung durch Mühlrad und Zweizeiler. Als Parteisache (P.S.) wur den hier die beiden Gerichte tätig, in Folge dessen dieser Brief mit einem Gewicht von 3-4 Loth am 3.6.1863 zum ermäßigten Lokaltarif versandt wurde.


Den gleichen Weg lief dieser Brief der 2.ten Gewichtsstufe, jetzt aber für 6 Kreuzer zusätzlich einegschrieben (bar verrechnet) Lokaltarif + doppeltes Gewicht + eingeschrieben = Schmuckstück der Bayernphilatelie.

 

Eine orangefarbene Variante der 1 Kreuzer auf perfektem Ortsbrief von Würzburg. Hier sind Preise Schall und Rauch.

 

Das gab es jedes Jahr tausendmal - aber wie viele blieben bis heute erhalten? Wenige!

Die Drucksache wurde oft durch ein Streifband (manchmal auch ein Kreuzband) zusammen gehalten. Um diese beiden Teile während des Transports auf keinen Fall zu trennen, klebte man die Marke(n) übergehend auf. Üblicherweise öffnete der Empfänger die Sendung so, dass die Schleife mit der Marke in Teile gerissen wurde und warf sie in die Rundablage.

Hier öffnete der Empfänger seine Sendung aber so sachte, dass die ursprüngliche Kombination erhalten blieb. Ein Glück für die Bayern-Philatelisten!

 

V. Preise

Eine gummierte Marke wird mit etwa 50 Euro, eine postfrische mit dem Doppelten gehandelt.
 
Lose gestempelte Stücke sind häufig und kosten, je nach Stempelqualität, zwischen 15 und 30 Euro in makelloser Erhaltung.
 
Einheiten kosten da schon mehr; Dreierstreifen werten etwa 100 - 150 Euro, Paare, obwohl seltener so verwendet, kommen auf 50 - 80 Euro.
 
Auf Brief sind Einzelfrankaturen üblich, da sie für Ortsbriefen bis 1 Loth gedacht waren (70 - 100 Euro), auf Fernbriefen kennt man Dreierstreifen, die dann mit etwa 250 - 300 Euro zu Buche schlagen.
 
Die häufigste Verwendung waren Drucksachen bis 1 Loth, welche, je nach Inhalt, zwischen 50 und 100 Euro anzusetzen sind.
 
Selten wären schwere Ortsbriefe als 2 Kr. - Frankaturen (ab 200 bis 300 Euro), bzw. schwere Drucksachen, die ähnlich einzuschätzen sind.

 





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