Übersicht |
Nummer | 1858.1 |
Gültigkeitszeitraum | 01.07.1858 - 31.08.1864 |
247,50 CHF | |
97,50 CHF | |
60 CHF | |
150 CHF | |
600 CHF |
I. Geschichte
Die 12 Kreuzer rot vom 1.7.1858 verdankt ihre Existenz einem Postvertrag zwischen Bayern und Frankreich vom selben Datum.
Kosteten bisher Briefe nach Frankreich zwischen 3 und 18 Kreuzern, so wurde das Standardfranko auf 12 Kr. fixiert und nur die Nahbereichsbriefe mit 6 Kr. waren nicht mit dieser Marke portogerecht zu frankieren.
Im Verordnungs- und Anzeigeblatt Nr. 32 vom 25.6.1858 wurde im § 3 die Ausgabe einer neuen Marke zu 12 Kr. in roter Farbe für die Korrespondenz nach Frankreich angekündigt:
"Gewöhnliche d. h. nicht recommandirte Briefe aus Bayern nach Frankreich und Algerien et vice versa können je nach dem Belieben des Aufgebers wie bisher entweder frankirt bis zum Bestimmungsorte oder unfrankirt abgesendet werden.
Für frankirte Briefe ist die einfache Taxe von jedem Aufgabeorte in Bayern nach jedem Bestimmungsorte in ganz Frankreich und Algerien auf den gleichmäßigen Satz von 12 Kr. festgelegt. Die Frankirung hat ausschließlich mittles Marken zu geschehen und werden zu deren Erleichterung nunmehr auch Marken mit dem Zeichen und im Werthe von 12 Kr. abgegeben."
Die Marken wurden in Druckbögen zu zweimal 45 Stück verausgabt. Die Ecken sind recht spitz und auch Randlinienaufspaltungen kommen vor, die ohne Bewertung bleiben.
Die Farbe ist gleichmäßig, was bei einer Auflage von 751.500 genau 8.350 Druckbögen ergab. Sie wurde in 2 Auflagen gedruckt, die sich nicht unterscheiden lassen.
II. Druckbögen / Einheiten
Hier eines der wenigen noch erhaltenen Bogenteile mit 45 Marken postfrisch aus den Restbeständen, das einen Wert von gut 6.000 Euro repräsentiert. Es ist ein linkes Bogenteil, denn auf dem rechten würde auf Feld 30 der Plattenfehler abgeschrägte Ecke rechts oben zu sehen sein.
Es sind sogar noch Druckbogen mit 90 Marken bekannt, während gestempelt nur ein Fünferstreifen und Viererblocks erhalten blieben.
Ungebaruchte Marken mit Teilgummi kosten etwa 60 - 80 Euro, postfrische ca. 150 - 180 Euro. Einheiten sind selten und erhalten Zuschläge zum Preis der Einzelmarken.
Marken ohne Gummi werden um die 40 Euro gehandelt.
Die größte Einheit, ein Fünferstreifen auf Brief nach Kopenhagen, kennt keine Katalogwerte - leider hat man eine andere Marke von dem Brief abgenommen, so dass die Frankatur nicht mehr vollständig ist.
Ein Brief mit einem Fünferstreifen vom Oberrand nebst Zusatzfrankatur wird für die allermeisten Sammler ein Traum bleiben - für den Preis kann man sich auch ein schwäbisches Auto kaufen ...
III. Entwertungen
Ein Brief aus Fürth vom 6.4.1861 zeigt die typische Verwendungsform auf einem bis 10g schweren Brief nach Lyon. Solche Briefe werden mit etwa 400 Euro gehandelt, während lose, gut gestempelte Stück schon für 100 Euro zu bekommen sind.
Seltener, als es Katalogwerte vermuten lassen, sind Briefe mit geschlossenen Mühlradstempeln. Zwar werden diese nur mit einem Stempeltypenzuschlag von 50 Euro angegeben, doch wird man auf 5 Briefe mit offenen Mühlrädern nur einen mit einem geschlossenen Mühlrad finden. Dergleichen Briefe werten etwa 500 Euro oder mehr.
Aber mit 12 Kr. konnte man nicht nur nach Frankreich frankieren, sondern auch in die Schweiz. Den Beweis tritt ein Brief aus Burgau vom 30.8.1860 an, der zuerst als unfrankierter Brief hätte versandt werden sollen, und daher in blau die Taxe 9 Kr. für Bayern bis zur Schweizergrenze und 6 Kr. für die Schweiz ab da von dem Burgauer Postexpeditor bekam. Dann überlegte es sich der Absender ab wohl anders und frankierte mit 12 Kr. treffend bis zum Empfänger.
Die 9 Kr. für Bayern blieben, aber da Luzern im 1. Rayon lag, wurden der Schweiz nur 3 Kr. an Weiterfranko kreditiert. Letztlich hat es dann gestimmt mit den 12 Kreuzern.
Laut Frau Brettl der vielleicht schönste Brief einer 12 Kr. rot: München vom 22.5.1860 eingeschrieben nach Nürnberg. Es war ein Brief über 12 Meilen, für den normal 6 Kr. zu frankieren gewesen wäre. Dieser Brief war aber über 1 bis 2 Loth schwer, so dass er mit 12 Kr. zu frankieren war. Die Chargégebühr von 6 Kr. zahlte der Absender für seinen Aufgabeschein. In dieser Qualität ist der volle Katalogpreis nicht angemessen ( über 700 Euro).
Ein Brief aus Brannenburg mit dem offenen Mühlrad 621 vom 14.5.1859 nach Rosenheim zeigt uns die 4. Gewichtsstufe, also über 3 bis 4 Loth, bei einer Entfernung bis 12 Meilen. Diese Briefe sind sehr selten, denn alles über 2 Loth war unüblich, und von hundert Einzelfrankaturen wird man keine 3 in dieser Gewichtsstufe finden.
Zu den Stempeln ist zu sagen, dass offene Mühlräder normal sind, geschlossene wesentlich seltener vorkommen. Dies gilt umso mehr für Briefe.
Selten sind Mühlräder und Halbkreisstempel der Bahnpost, die lose nicht unter 150 Euro zu bekommen sind.
Federzugentwertungen kommen hin und wieder vor, sind aber nicht sehr beliebt, sonst würden sie mehr als 100 - 130 Euro kosten. Auf Brief sieht das schon anders aus - da werden 500 - 1.000 Euro dafür bezahlt.
Alle anderen Entwertungen sind sehr selten, weil die Marke ja schon recht selten war. So kosten lose Stücke mit Einzeiler, Zweizeiler, Fingerhut- oder Zweikreisstempel mehrere Hundert Euro, auf Brief ab 1.500 Euro.
Es ist bis heute nur ein Brief mit Ortsstempel bekannt geworden, der vor 26 Jahren versteigert wurde. Er stammt aus Regensburg vom 31.1.1862 als Brief der 2. Gewichts- und Entfernungsstufe. Hier ist ein Liebhaberpreis gerechtfertigt.
Zum 1.10.1862, also nach nur gut 3 Jahren, wurde sie von der 12 Kr. grün, abgelöst, die von den selben Druckstöckeln hergestellt wurde.
Briefe von Ersttag sind mir keine bekannt. Briefe aus 1863 kommen nur ganz vereinzelt vor, von 1864 kenne ich keinen.
Die Marke war bis zum 31.8.1864 gültig.
IV. Danksagung
Für die Überlassung von Abbildungen bedanke ich mich beim Auktionshaus S. Deider in München (www.deider-auktionen.de)