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Nummer 1920.1
Gültigkeitszeitraum 12.02.1920 - 10.07.1922
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Abstimmungsgebiet Oberschlesien

Einführung, politischer und zeitgeschichtlicher Hintergrund. Ausgabenübergreifende Informationen

I. Vorgeschichte

Der Idee des Selbstbestimmungsrechtes der Völker folgend, wurde im Vertrag von Versailles in Artikel 88 das Territorium des Abstimmugnsgebiete Oberschlesien festgelegt: "In dem Teile Oberschlesiens, der innerhalb der nachstehend beschriebenen Grenzen gelegen ist, werden die Einwohner berufen, im Wege der Abstimmung kundzutun, ob sie mit Deutschland oder Polen vereinigt zu werden wünschen...".

Eine längere Anlage zu diesem Passus regelte außerdem noch, in welchem Zeitraum das Gebiet demilitarisiert und an die Übergangsregierung abgetreten werden solle, sowie bis wann spätestens die Abstimmung durchzuführen sei. Erhebliche Brisanz steckte in §5 der Anlage:

Nach Beendigung der Abstimmung teilt der Ausschuß den alliierten und assoziierten Hauptmächten die Anzahl der in jeder Gemeinde angegebenen Stimmen mit und reicht gleichzeitig einen eingehenden Bericht über die Wahlhandlung sowie einen Vorschlag über die Linie ein, die in Oberschlesien unter Berücksichtigung sowohl der Willenskundgebung der Einwohner als auch der geographischen und wirtschaftlichen Lage der Ortschaften als Grenze Deutschlands angenommen werden soll.

Mit anderen Worten: im Gegensatz zu klar definierten Regeln, wie sie beispielsweise im Abstimmungsgebiet Nord-Schleswig Anwendung fanden (dort gab es zwei Abstimmungszonen, die nach dem Mehrheitsprinzip an Dänemark bzw. an das Deutsche Reich gingen), war hier der Willkür - oder wenigstens Willkürvorwürfen - Tür und Tor geöffnet. Interessanterweise wird dieser Passus in vielen deutschen Darstellungen über die Abstimmungszeit ignoriert.

Nach längeren Vorbereitungen übernahm schließlich am 12. Februar 1920 die Abstimmungskommission die Regierung über Oberschlesien.

II. Politischer Überblick 1920-1922

Im Gegensatz zu den friedlich verlaufenen Abstimmungen in West- und Ostpreußen oder Schleswig verdient die Abstimmungszeit in Oberschlesien die Bezeichnung Bürgerkrieg. Neben nahezu allwöchentlichen Demonstrationen und Streiks kam es immer wieder zu Gewaltausbrüchen, Anschlägen und militärischen Aktionen deutscher wie polnischer Freikorps. Im Laufe der Abstimmungszeit verloren mehrere Tausend Menschen in Oberschlesien durch politisch motivierte Gewalt ihr Leben - Amtsträger, Soldaten und vor allem: einfache Leute.

Unter http://www.slonsk.de/Slonsk/Kalendarium.htm findet sich eine ausführliche Chronik der Ereignisse während der Abstimmungszeit aus deutscher Sicht. An dieser Stelle sei eine Warnung ausgesprochen: Auch nach fast 90 Jahren tun sich deutsche wie polnische Autoren sehr schwer damit, eine neutrale Sichtweise zu den damaligen Ereignissen und Entwicklungen einzunehmen, von offiziellen Stellen wie Politikern, Vertriebenen- und Heimatverbänden ganz zu schweigen. Sämtliche Darstellungen zu Oberschlesien (auch von Historikern!) müssen deshalb stets mit dem Hintergedanken gelesen werden, dass der jeweilige Autor voreingenommen ist. Die Sprachbarriere verstärkt diesen Effekt noch, da es kaum polnisch-kritische Beiträge in polnischer Sprache gibt, und andersherum auch nur sehr wenig Kritik an Verhalten deutscher Akteure in deutscher Sprache, so dass es für einen nicht polnisch sprechenden Deutschen sehr schwierig ist, Zugang zur polnischen Sichtweise der Dinge zu erhalten.

Einige aus philatelistischer Sicht relevante Daten:

23. Februar 1921 Als Termin für die Abstimmung wird der 20. März 1921 festgesetzt.
20. März 1921 Die Abstimmung wird durchgeführt, das Ergebnis ist nicht eindeutig. Zwar entfallen insgesamt 59.6% der Stimmen auf Deutschland, doch das Ergebnis innerhalb der einzelnen Landkreise weicht hiervon stark ab. Speziell in den östlichen Landkreisen entfallen Stimmenmehrheiten auf Polen.
03. Mai 1921 Sogenannter "Dritter Polnischer Aufstand".
Der östliche Teil des Abstimmungsgebietes wird innerhalb weniger Tage von polnischen Truppen besetzt. Unterbrechung von Bahnlinien, Postverkehr usw.
26. Juni 1921 Waffenstillstandsabkommen, beiderseitiger Rückzug deutscher und polnischer Truppen bis zum 05. Juli
12. August 1921 Der Oberste Rat des Völkerbundes setzt einen Ausschuss ein, der eine Grenze durch Oberschlesien festlegen soll. Dieser Ausschuss legt am 12. Oktober einen Teilungsplan vor, der am 20. Oktober vom Obersten Rat angenommen und veröffentlicht wird.
15. Juni 1922 Die "Genfer Konvention", ein deutsch-polnisches Abkommen über Oberschlesien, tritt in Kraft. In den folgenden Tagen marschieren deutsche und polnische Truppen in den jeweiligen Landesteilen ein.
14. Juli 1922 Die Abstimmungskommission verlässt Oberschlesien.

Am Ende einer zweieinhalbjährigen Übergangszeit stand die Teilung Oberschlesiens. Der Ostteil mit etwa 30% der Fläche, aber einer Mehrheit an Bergbau- und Industriebetrieben, fiel an Polen, der westliche Teil Oberschlesiens ging zurück an das Deutsche Reich. Ein Ergebnis, mit dem weder Deutschland noch Polen wirklich zufrieden war, da die jeweiligen Extremforderungen nicht erfüllt wurden. Der Wunsch, bei Gelegenheit Rache für die "Schande" zu nehmen, sollte im Jahre 1939 auf fatale Weise erfüllt werden...

III. Briefmarken

III. a. Markenbogen und Besonderheiten

Die oberschlesischen Briefmarken wurden im Atelier de Timbres in Paris hergestellt. Dort wurden aus naheliegenden Gründen (Effizienz!) die französischen Eigenheiten der Herstellung beibehalten.

Zwischenstege und Herzstücke

Im Einzelnen bedeutet dies: Bogen mit Marken im Kleinformat (Großformat) bestanden aus 150 (75) Marken, die in sechs (drei) Blöcke von 5x5 = 25 Marken aufgeteilt waren. Diese Blöcke wurden in drei Zeilen angeordnet, bei den Kleinformaten zwei Blöcke je Zeile, bei den Großformaten nur je einer. Bei Kleinformaten befinden sich in der Waagerechten zwischen zwei Blöcken unbedruckte Leerfelder in halber Markengröße, in der Senkrechten haben die Leerfelder volle Markengröße und sind mit einem waagerechten, über alle fünf Zwischenfelder gehenden, Balken in Markenfarbe bedruckt.

Folgende Besonderheiten können also gesammelt und bewertet werden:

a) waagerechte Zwischenstegpaare (nur Kleinformate)

Waagerechter Zwischensteg

b) senkrechte Zwischenstegpaare (Klein- und Großformate)

Senkrechter Zwischensteg

c) Herzstücke (nur Kleinformate)

Herzstück

Druckdatum

Anstelle der von deutschen Marken dieser Zeit vertrauten Hausauftragsnummern (HAN) befindet sich im Unterrand des Bogens ein Druckdatum, sowie eine Lochung (Qualitätskontrolle). Dieses Druckdatum hat immer diese Struktur: Buchstabe oder Ziffer - Leerzeichen - drei bis fünf Ziffern - Leerzeichen - ein bis zwei Ziffern. Hierbei ist im ersten Zeichen eine Zuordnung zum verantwortlichen Druckereimitarbeiter kodiert, im folgenden Ziffernblock Tag und Monat des Drucks der Marke, sowie zuletzt die Nummer der Maschine, auf der ein Bogen gedruckt wurde. Eine Null in der mittleren Ziffernfolge ist dabei immer als Trennzeichen zwischen Tag und Monat zu verstehen.

Ein Beispiel: X 11012 7 stünde für Mitarbeiter X, der am 11. Dezember auf Maschine 7 den Druck der Marke durchgeführt hat.

Druckdatum

Millesime

Diese Jahresendziffern wurden bei den oberschlesischen Marken nicht mitgedruckt. Eine Zuordnung eines Druckdatums zu einem bestimmten Jahr muss daher bei den Marken der "Landschafts"-Ausgabe auf anderem Wege erfolgen. Sicher ist, dass alle Werte der ersten Ausgabe Ende 1919 gedruckt wurden, und die Mark-Provisorien Anfang 1922 hergestellt wurden. (Literaturhinweis einfügen)

GC-Zudruck

Eine Kennzeichnung von GC-Papieren durch Aufdruck "GC" am Bogenrand gibt es nicht.

Kontrolllochung

Am Unterrand des Bogens befindet sich eine etwa zwei Marken breite, Lochung. Zweck dieser Lochung war zu dokumentieren, dass der Bogen bei der Herstellung eine Qualitätskontrolle passiert hatte. Kontrolllochung und Druckdatum sind gelegentlich auch unter den gleichen Markenfeldern anzutreffen.

Kontrollochung

Passerkreuz

Da die Bogenränder nicht zwangsläufig die gleiche Breite hatten, musste eine Markierung angebracht werden, an der die Zähnungsmaschine ausgerichtet werden konnte.

Passerkreuz

III b. Markenausgaben

Bereits im November 1919 wurde die erste Markenausgabe für Oberschlesien gedruckt. Aus unbekannter Ursache kamen diese Marken (1920.2-1920.10) erst am 20. Februar 1920, also eine Woche nach Antritt der Abstimmungskommission, an die Schalter. Bis dahin wurden noch die Marken des Deutschen Reiches verwendet. Gleichzeitig wurden bereits in Paris die ersten Werte der folgenden Markenausgabe (Landschaftszeichnung) gedruckt.

Über den Grund des Motivwechsels ist nichts bekannt - eine Vermutung geht in die Richtung, dass die erste Ausgabe von vornherein als Provisorium gedacht war, um wenigstens überhaupt Briefmarken anbieten zu können und die zweite Ausgabe dann "ordentlich" gemacht werden sollte. Fakt ist, dass der ersten Markenausgabe in der zeitgenössischen Berichterstattung heftige Kritik entgegengebracht wurde und die nach Oberschlesien gelieferte Auflage nicht ausreichte - die Werte zu 50 Pfennig und 1 Mark waren innerhalb weniger Wochen ausverkauft.

Das allerdings lag nicht an einer zu geringen Druckauflage, sondern ist vor allem dem Verschwinden einer größeren Lieferung von Marken geschuldet. Ursprünglich gedruckte Nennwerte zu 25 und 30 Pfennig sind niemals in Oberschlesien angekommen. Zudem erreichte zum Ausgabetag nur ein Teil der gesamten Auflage Oberschlesien, die restlichen Marken (überwiegend Werte zu 5,10 und 15 Pfennig) kamen erst Mitte bis Ende März in Oberschlesien an.

Um den zwischenzeitlichen Mangel an fehlenden Marken zu beheben, wurden ab Anfang März drei Provisorien hergestellt, indem durch Aufdrucke Marken zu 20 Pfennig sowie 5 Mark neue Nennwerte erhielten.

Ob die Landschaftsausgabe von den Markwerten der Ausgabe für Schleswig vom 25.01.1920 inspiriert wurde, ist unbekannt, jedoch angesichts der Ähnlichkeit des Bildaufbaus auch nicht komplett auszuschließen. Hier muss auf zwei Widersprüche zwischen der zeitgenössischen Berichterstattung und der heutigen Literatur eingegangen werden:

1. Die zweite Ausgabe ist nicht mit allen 17 Werten gleichzeitig erschienen. Sämtliche Briefmarkenzeitschriften von 1920 vermelden die neuen Marken und Nennwerte getrennt in zwei verschiedenen Ausgaben. Auch eine Analyse der bekannten Druckdaten auf Herstellungszeiträume hin liefert Hinweise, dass die Großformate erst später hergestellt und ausgeliefert wurden.

2. Das Ausgabedatum 26. März 1920 wenigstens für die erste Tranche ist unwahrscheinlich. Bis heute sind keine Belege mit diesem Datum bekannt. Die frühesten bekannten Briefe mit Frankaturen aus der zweiten Markenausgabe datieren vom 30. März 1920. In zeitgenössischen Quellen werden für die neun Kleinformate (1920.14-1920.22) verschiedene Daten zwischen dem 26. März und dem 3. April 1920 angegeben, die Großformate als Nachträge ein bis zwei Monate später vermeldet. Frankaturen mit Großformaten aus der ersten Portoperiode sind Raritäten. Hier datiert das früheste bekannte Stück, ein Sammlerbrief mit u.a. dem Wert zu 50 Pfennig (1920.23), vom 22. April 1920, auch lose Marken im Großformat oder zu Sammler- und Souvenirzwecken gestempelte Sätze auf Papier trifft man aus dem April 1920 so gut wie gar nicht an. Exakte Daten zur Verausgabung der Großformate sind nicht überliefert.

Aus Anlass der Abstimmung am 20. März wurden elf Werte aus der Landschaftsausgabe in kleiner Auflage mit einem zwei- bzw. dreizeiligen Aufdruck "Plébiscite 20 mars 1921." versehen. Diese Marken waren nur am Ausgabetag gültig und sind auf Bedarfspost kaum zu finden. Bereits am Abstimmungstag wurden diese Marken teuer gehandelt, so dass ein schwunghafter Handel mit Fälschungen aller Art seinsetzte. Bis heute zählen diese Marken neben dem Provisorium "50 auf 5" zu den schwierigsten Stücken Oberschlesiens - ein Großteil der im Handel befindlichen Stücke sind falsch. Neben recht primitiven Fälschungen existieren auch unbefugte Nachdrucke von den Originalplatten, die ohne Vergleichsmaterial nur äußerst schwer zu erkennen sind.

Mit der Portoerhöhung zu Neujahr 1922 wurde ein Großteil der Werte der Landschaftsausgabe überflüssig, gleichzeitig fehlten am oberen Ende Nennwerte für teurere Frankaturen (Briefe mit Zusatzleistungen, Pakete usw.). Da ein Ende der Mandatszeit abgesehen war, wurde noch einmal ein Provisorium hergestellt: In Fehlfarben gedruckte Marken der Landschaftsserie wurden mit einem einfachen Aufdruck aufgewertet.

III c. Markenfälschungen

An dieser Stelle eine allgemeine Warnung: von allen oberschlesischen Aufdruckmarken mit Ausnahme der drei Werte im Querformat von 1922 gibt es zahlreiche Aufdruckfälschungen von unterschiedlich guter Qualität. Von den im Handel befindlichen Provisorien 50 Pfennig auf 5 Mark sowie den Plébiscite-Aufdruckmarken ist wenigstens die Hälfte falsch. Auf konkrete Echtheitsmerkmale sowie Erkennungsmerkmale einzelner Fälschungen wird bei den jeweiligen Markenausgaben eingegangen.

III d. Stempelfälschungen

Fragwürdige Souvenirs: Wie in allen anderen Abstimmungsgebieten wurden auch in Oberschlesien diverse "Belegstücke" mit Stempel vom Abstimmungstag produziert. Zum Teil handelt es sich hierbei um tatsächliche Originalstempel vom Abstimmungstag, in einigen Fällen lassen sich jedoch auch Rückdatierungen aus dem Jahr 1922 oder später feststellen. Da meistens kein eindeutiger Nachweis in irgendeine Richtung geführt werden kann, und die Werte der Landschaftsausgabe in gestempelter Erhaltung ohnehin Massenware sind, werden die oberschlesischen Stempel zur Zeit relativ großzügig als "echt" angesehen.

Stempel auf Aufdruckfälschungen: Daneben tauchen einige Stempel vielfach in Zusammenhang mit Aufdruckfälschungen auf. Vor diesen Stempeln, die auch echt auf Bedarfspost vorkommen können, jedoch auf losem Material als minderwertig angesehen werden müssen, sei ausdrücklich gewarnt. Hier eine Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Stempeltype Ort Unterscheidungsbuchstaben Anmerkung
Kreisstegstempel mit Bögen Landsberg * (OBERSCHL) b 1)
Kreisstegstempel mit Gitterbögen Oppeln * 2 * 2)
...      
       
       
       
       

Anmerkungen zur Stempelliste:
1) Dieser Stempel ist erst ab ??.??.1921 belegt. Daten davor sind immer falsch.
2) Vielfaches Vorkommen auf Aufdruckfälschungen und Halbierungen sowie Briefattrappen. Hier meistens durch abweichende Stempelfarbe (echte Stempel aus 1920: hellgrau) auffällig.
...

III e. Altprüfungen und ihre heutige Wertigkeit

Wie viele andere Nebengebiete war die Oberschlesienphilatelie Opfer vieler Fälschereien, unzureichender Forschung sowie mehr oder minder talentierten Prüfern. Eine systematische, für die Öffentlichkeit nachvollziehbare Erforschung der Oberschlesienphilatelie hat erst ab Anfang der 1970er Jahre stattgefunden. Dass damit alle "Meinungen" aus der Vorzeit als unverbindlich einzustufen sind, liegt auf der Hand. Aus heutiger Sicht muss vor allem davor gewarnt werden, alten Namen ohne genauere Kenntnis der Materie vorbehaltloses Vertrauen entgegenzubringen. Hier eine Auswahl von Namen, die häufiger als Signum auf Oberschlesienmarken anzutreffen sind.

Härtel. Bereits während der Abstimmungszeit wurde durch Herrn Wylenzek (später Mitglied der Arge Oberschlesien) vor Seltsamkeiten Härtels im Umgang mit Prüfsendungen wie willkürlicher Beschlagnahme angeblicher Fälschungen gewarnt. Man überzog sich gegenseitig mit Anzeigen, die aber mit einer Generalamnestie anlässlich der Rückgabe West-Oberschlesiens ans Deutsche Reich fallen gelassen wurden. Härtel "prüfte" bis zu seinem Tod Anfang 1936 weiter und ist heute vor allem wegen seiner zahlreichen Signaturen auf der falschen sogenannten Type II der Oppelner Notausgabe berüchtigt. Auch auf den normalen Aufdruckmarken findet sich häufiger eines seiner Prüfzeichen, die Marken sind meistens (aber nicht immer) falsch. Sein Sohn setzte den Handel mit Härtel-geprüften Oberschlesienmarken noch eine Weile fort. (Quellenangaben)

Dr. Müller. Ein schon zur Abstimmungszeit in Leobschütz ansässiger Arzt, der Briefmarkenalben entwarf und Markenprüfungen vornahm. Seine Fachkenntnis in Oberschlesien ist leider relativ überschaubar, da sein Signum wahllos sowohl auf echten als auch falschen Marken aller Art, vor allem auf den Plébiscite-Aufdrucken vorkommt. Die von ihm Anfang der 1930er Jahre mit Attesten bedachten Plébiscite-Aufdrucke in Fehlfarbe (rot statt schwarz und umgekehrt) sind heute ohne Weiteres als Aufdruckfälschungen erkennbar. Da er als Jude zunehmenden Repressionen ausgesetzt war, tauchte Dr. Müller Ende der 30er Jahre unter und beging im Jahre 1943 mit seiner Frau Selbstmord. (Quellenangaben)

Landré. Der erste zuverlässige Experte. Seinem Signum auf Plébiscite-Aufdrucken kann im Allgemeinen vertraut werden.

Vossen. ...

Mikulski. ...

Weinberg. In seinen letzten Lebensjahren sind Herrn Weinberg infolge von Krankheit einige Missgeschicke unterlaufen. Farbprüfungen teurer Fehlfarben der Landschaftsausgabe sollten mit Vorsicht behandelt werden, Signaturen auf dem Fehlaufdruck "5 auf 15 Pfennig" sind als wertlos anzusehen.

Daneben tummelt sich eine Vielzahl an alten Händler- und Sammlerzeichen ohne Relevanz auf oberschlesischen Marken.

III f. Halbierungen

Wegen angeblichen Mangels an Marken verschiedener Nennwerte wurden Halbierungen der Nennwerte zu 10 und 20 Pfennig in Umlauf gebracht; meist auf "Briefstücken" mit verschiedenen (in der Regel rückdatierten) Stempeln aus der obigen Liste. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese Halbierungen als reine Machwerke von Privatpersonen abzulehnen.

IV. Portostufen und Posttarife

Die Abstimmungszeit in Oberschlesien fällt in die beginnende Inflationszeit. Die Portosätze aus dem Deutschen Reich wurden unverändert in Oberschlesien übernommen - einschließlich aller Erhöhungen im Laufe der Abstimmungszeit. Lediglich die Portoerhöhung zum 01. Juli 1922 wurde nicht mehr durchgesetzt. Deshalb werden während der Abstimmungszeit vier Portoperioden (im Weiteren als "PP" abgekürzt) unterschieden:

PP 1 vom 20.02.1920 bis 05.05.1920
PP 2 vom 06.05.1920 bis 31.03.1921
PP 3 vom 01.04.1921 bis 31.12.1921
PP 4 vom 01.01.1922 bis Ende des Abstimmungsgebietes

Durch diese Vielzahl unterschiedlicher Tarife finden sich für Portostufen- oder Frankatursammler zahlreiche reizvolle Besonderheiten sowie viele kleine, wenig beachtete Raritäten. Zur Orientierung hier einige gängige Posttarife im Laufe der Abstimmungszeit, alle Preisangaben in Pfennig:

Versandart PP 1 PP 2 PP 3 PP 4
Drucksache bis 50 Gramm 5 10 15 50
Ortspostkarte 10 30 30 75
Inlandspostkarte* 15 30 40 125
Inlands-Drucksachenkarten** - - 10 40
Auslandspostkarte 15 40 80 240
Ortsbrief bis 20 Gramm 15 40 40 125
Inlandsbrief bis 20 Gramm* 20 40 60 200
Auslandsbrief bis 20 Gramm 30 80 120 400
Inlands-Einschreiben bis 20 Gramm* 50 90 160 400
Inlands-Päckchen bis 1000 Gramm* 60 100 150 400
Inlands-Paket bis 5 Kilogramm*** 125 200 400 900

* Inland: Abstimmungsgebiete Allenstein, Marienwerder und Oberschlesien, sowie Deutschland, Polen und Freie Stadt Danzig
** bzw. Postkarten mit höchstens fünf Worten Text (nur PP 4)
*** Versandweg über 75 km. Für den Nahbereich gab es einen günstigeren Sondertarif!

Literaturhinweis: Oechsner, H. P.: Die Tarife für Brief- und Paketpost vom 1.7.1906 bis 31.12.1923, Infla-Bücherei Band 12





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